Schrecken der NS-Diktatur wird deutlich

Kostenlose Sonntagsführung am 19. Mai um 15 Uhr durch die Sonderausstellung "Nie wieder!"

Eine KZ-Zeichnung von Nicolas Barrera. Bildquelle: Elke Fischer

Siegert Kittel führt am Sonntag, 19. Mai,  um 15 Uhr erneut durch die neue Sonderausstellung "Nie wieder! Zwei Schickale im Nationalsozialismus. Nicolas Barrera & Georg Elser". Der Treffpunkt ist im Kassenbereich des Museum am Lindenplatz.

Vorgestellt werden zwei Biografien, die exemplarisch für die Schrecken der NS-Diktatur stehen. Georg Elser, der Mann, der im Alleingang Hitler töten wollte, aber scheiterte und am Ende hingerichtet wurde. Nicolas Barrera, der heimlich im KZ zeichnete und damit sein Leben riskierte, zeitlebens aber die Auseinandersetzung mit dem Erlebten scheute. 

Das Museum am Lindenplatz widmet jedem der Männer eine Etage. Im Erdgeschoss wird die Wanderausstellung der Gedenkstätte Deutscher Widerstand "Ich habe den Krieg verhindern wollen" gezeigt. Sie thematisiert das von Georg Elser geplante, aber gescheiterte Hitler-Attentat.

Im Jahr 1938 plant der Schreiner Georg Elser, Hitler zu töten, um den drohenden Krieg zu verhindern. Er weiß, dass der Diktator am 8. November 1939, dem Jahrestag von Hitlers Putsch im Jahr 1923, im Bürgerbräukeller in München eine Rede halten wird. Elser schafft es, sich zu den Räumlichkeiten Zutritt zu verschaffen. Nach für Nacht arbeitet er heimlich im Versammlungsraum und präpariert eine Säule mit einem Sprengsatz mit Zeitzünder.

Der Lauf der Geschichte hätte eine andere Wendung nehmen können, wäre das Vorhaben gelungen. Doch Hitler verließ 13 Minuten vor der Explosion den Raum. Zu diesem Zeitpunkt befindet sich Elser bereits auf der Flucht. Eine Stunde vor der Explosion wird er in Konstanz auf dem Weg in die Schweiz verhaftet.

Aufgrund des verdächtigen Inhalts seiner Taschen, erfolgt die Auslieferung an die Geheime Staatspolizei (Gestapo). Tagelang wird erschließlich verhört. Am Ende gesteht Elser seine Täterschaft. Die Nationalsozialisten bezweifeln, dass es sich um einen Einzeltäter handelt. Vielmehr wird vermutet, Elser sei im Auftrag des britischen Geheimdienstes tätig.

Heute ist klar belegt, wenngleich es viele Jahre dauerte, Elser handelte im Alleingang. Kurz vor Kriegsende wird er am 9. April 1945 im Konzentrationslager Dachau hingerichtet. Die Ausstellung "Ich habe den Krieg verhindern wollen" zeigt eine Vielzahl von bisher wenig bekannten Fotos und Dokumenten über das Leben und Wirken Georg Elsers.

Im ersten Stock werden Zeichnungen von Nicolas Barrera gezeigt. Der lokalen Bevölkerung ist er weitgehend als Kunstmaler bekannt, der halbjährig in Weil am Rhein und in Südfrankreich lebte. Wenige wissen jedoch, dass er während des Zweiten Weltkrieges als russischer Offizier in Gefangenschaft geriet und Ende des Krieges in einem Konzentrationslager bei Leipzig inhaftiert war.

Dort musste er als Zwangsarbeiter die Erla Maschinenwerke Dienst leisten. Heimlich hat er das Grauen des Lageralltags zeichnerisch dokumentiert. Nach seiner Flucht aus dem KZ hat er viele Jahre die Zeichnungen, die auf verschieden Papierfetzen entstanden, versteckt.

Beim Frühjahrsputz findet seine Frau Inken Drozd zufällig eine Zeichenmappe mit den Bildern. "Ich hatte sie vor mir selbst versteckt", so Barreras Aussage. Ende letzten Jahres bot Inken Drozd dem Kulturamt Weil am Rhein diese Zeichnungen an, die jetzt erstmalig der Öffentlichkeit gezeigt werden. 

Es sind Zeichnungen mit furchtbarem Inhalt: Berge mit Kadavern, von größter Angst gezeichnete Kinder, misshandelte Frauen und Männer. Lachende Soldaten, die sich brutal an den Menschen vergreifen.

Um die Zerrissenheit des Künstlers, der traumatisiert seine Vergangenheit vergessen wollte, aufzuzeigen, werden auch einige Gemälde von ihm gezeigt. Völlig im Kontrast zu den Zeichnungen stehen die strahlenden Bilder, die lokale und regionale Motive aufgreifen wie Altweil, Haltingen, der Schwarzwand oder der Titisee. 

Die Ausstellung ist auch in französischer Sprache und es gibt es ein umfassendes Rahmenprogramm bestehend aus Führungen, Vorträgen, szenischer Lesung und Filmvorführungen für Schulklassen.

www.museen-weil-am-rhein.de

Im Erdgeschoss wird die Wanderausstellung der Gedenkstätte Deutscher Widerstand "Ich habe den Krieg verhindern wollen" gezeigt. Sie thematisiert das von Georg Elser geplante, aber gescheiterte Hitler-Attentat. Bildquelle: Barbara Brutscher